1. Transformationsforum Bau

Transformation der Baubranche: Noch wenig Wende?

Wo steht die viel beschworene Transformation der Baubranche tatsächlich? Diese Frage stand im Fokus des 1. Transformationsforums Bau am 24. April 2024 in Stuttgart. Architekten und Planende, Vertreterinnen und Vertreter aus der Zulieferindustrie, aus Handwerk und Baugewerbe sowie aus der Forschung diskutierten über den Stand und die Handlungsfelder der Transformation, aber auch über konkrete Potenziale und Chancen – vom Datenmanagement bis zur Geschäftsmodellinnovation.

Szenarien zur Zukunft des Planen und Bauens liegen vor, oft scheint klar wohin die Entwicklung gehen wird, gleichzeitig ist in der Praxis oftmals wenig Aufbruchsstimmung spürbar. In der Debatte um die Transformation stehen gehäuft die Hemmnisse im Vordergrund. In zahlreichen Interviews und auf der Grundlage einer Unternehmens-Umfrage hat das Fraunhofer IRB nun eine differenzierte Analyse vorgelegt, deren Ergebnisse auf dem Transformationsforum einem ausgewählten Fachpublikum vorgestellt wurden. Die Studie zeigt: Ein großer Teil der Branche spürt in der Praxis keine Transformation, auch der empfundene Innovationsdruck ist nur im Mittelfeld.

Als wichtigste Themenfelder der Transformation identifizierten die Befragten Nachhaltigkeit und Digitalisierung, gefolgt von Fort- und Weiterbildung – Schlusslicht bildet das Thema Innovation. Nur 40 Prozent der Befragten hielten es für ein relevantes Transformationsthema. Die beiden Top-Innovationsthemen sind neue Strukturen und Prozesse sowie serielles Bauen. Weit abgeschlagen sind demgegenüber die Themen KI / Data Science und neue Geschäftsmodelle, die nicht nur für deutlich weniger relevant erachtet werden, sondern auch einen sehr niedrigen Realisierungsgrad aufweisen. Ergebnisse, die die Referierenden und Teilnehmenden weitgehend teilten.

Aus der Praxis: Erfolgreiche Transformation durch gezielte Maßnahmen

Insbesondere die Top-Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung gelte es nicht getrennt zu betrachten, sondern zu verbinden, um die Potenziale der Digitalisierung für die Wende zur Nachhaltigkeit zu nutzen. Dass es und wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigte Erik Bossong (GROPYUS AG): Der Bau hochgradig energieeffizienter Gebäude geht hier einher mit serieller, automatisierter Fertigung auf der Grundlage vollständig digitaler Prozesse.

Dr. Jan Wenker (Brüninghoff Group) zeigte anhand des Innovationsprozesses der Firma Brüninghoff eindrücklich, wie sich das Unternehmen bereits seit Jahren gezielt auf die wichtigsten Transformationsthemen einstellt und beispielsweise Holz-Hybridbauweise und Recycling-Beton, aber auch die Digitalisierung vorangetrieben hat. Ein wichtiger Faktor dabei: Die Motivation und die Ideen der Belegschaft, die im Rahmen eines Innovationsprozesses zwei Mal im Jahr gezielt eingeholt und weiterentwickelt werden.

Vortrag und Workshop zeigen weitere Transformationspotenziale auf

Konkrete Beispiele, welche Potenziale gerade in neuen Geschäftsmodellen liegen können, zeigte Dr. Thomas Fischer (Fraunhofer IAO) in seinen Cross-Industry-Impulsen. Denn neue Geschäftsmodelle, auch und gerade für den Mittelstand, liegen oft näher, als man denkt und sind durch einen im Rahmen des Projektes »Business Innnovation Engineering (BIEC)« entwickelten Innovationsprozess strukturiert und gezielt erarbeitbar. Zahlreiche erfolgreiche Use-Cases aus anderen Branchen stellte er zudem vor. Eine Übertragung des Konzepts auf die Baubranche erscheint naheliegend.

Auch das Innovationsthema Digitalisierung umfasst noch viel Potenzial. In ihrem Workshop zu Data Governance zeigte Andrea Wuchner (Fraunhofer IRB): Mit der richtigen Datenhaltung und Datenstrategie lassen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand die notwendigen Grundlagen schaffen, um später beispielsweise KI-Ready zu werden.

Das Transformationsforum Bau ist eine Veranstaltung des Fraunhofer IRB gemeinsam mit dem Business Engineering Innovation Center des Fraunhofer IAO. Die Studie »Stimmungsbarometer zum Stand der Transformation der Baubranche« wird im Juli 2024 erscheinen. Sie kann bereits auf der baufachinformation.de vorbestellt werden.